Temperatur, Vibrationen und mehr: Optimale Planung von Core Facilities
Christian Kukat über seine aktuelle Publikation, seine Lieblingsgeräte und faszinierende Mikroskope in der FACS & Imaging Core Facility
Dr. Christian Kukat ist Leiter der FACS & Imaging Core Facility am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. Jetzt hat er zusammen mit seinem Kollegen Dr. Hans Fried, Leiter der Lichtmikroskopie Core Facility am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn, eine Publikation darüber veröffentlicht, wie man eine neue Core Facility optimal plant, welche besonderen technischen Voraussetzungen es dafür braucht und welchen Einfluss es hat, ob man neu baut oder in bestehende Räumlichkeiten einzieht. Wir haben mit Christian nicht nur über die neue Publikation gesprochen, sondern auch über seinen Werdegang und seine Lieblingsgeräte in der Facility.
Christian, wie kam es zu dieser Publikation?
Ich habe mit meinem befreundeten Kollegen Dr. Hans Fried vom DZNE auf einer Mikroskopie-Konferenz ein Poster präsentiert, wie man am besten eine Imaging Core Facility aufbaut. Wir sind ja mit unserer Imaging Core Facility vor 10 Jahren in bestehende Räume gezogen. Am DZNE wurde aber neu gebaut und so konnte dort die neue Core Facility von Grund auf geplant werden und man konnte viel mehr Einfluss nehmen. Bei der Poster Session haben wir dann präsentiert, worauf es beim Aufbau einer Facility ankommt, sowohl bei bestehenden Räumlichkeiten als auch bei einem Neubau. Und das war eine richtig stressige Postersession, weil das Interesse so groß war und wir am Poster regelrecht belagert wurden.
Wie ging es dann weiter?
Wir haben dann gemerkt, dass das eigentlich fast alle Core Facilities betrifft - die technischen Anforderungen sind oft sehr ähnlich, egal ob man Mikroskope aufbaut oder Massenspektrometer, und dass das Thema viele interessiert. Also haben wir uns entschlossen, unsere Ideen und Pläne als Publikation zu veröffentlichen. Wir hatten dann auch den Anspruch an uns selbst, das Thema wissenschaftlich anzugehen und nicht nur anekdotisch zu erzählen, wie es in bisherigen Publikationen zu diesem Thema oft der Fall ist. Deshalb haben wir angefangen, Daten zu sammeln, zum Beispiel Langzeitdaten zur Temperatur.
Was ist dabei herausgekommen, welche technischen Voraussetzungen sind entscheidend?
Die Umgebungstemperatur ist tatsächlich ein riesiges Thema. Die Temperaturstabilität beeinflusst die Experimente, das ist entscheidend für ein Massenspektrometer, ein Mikroskop und auch ein Zytometer oder Sorter. Auch Vibrationen spielen eine große Rolle, vor allem bei Mikroskopen. Das sind manchmal Kleinigkeiten: Wir hatten mal das Problem, dass zwei Räume weiter eine schwere Tür zugeschlagen ist und dann zu viele Vibrationen für die mikroskopischen Aufnahmen entstanden sind.
Gibt es etwas, das für die FACS & Imaging Core Facility technisch schwieriger umzusetzen war, weil ihr damals in ein bereits fertig gestelltes Gebäude eingezogen seid?
Wir können zum Beispiel die Belüftung nicht so genau steuern, weil wir an das Belüftungssystem des Gebäudes angeschlossen sind. Wir können auch nicht einfach die Kühlung bei uns komplett runterdrehen, weil dann die Räume drumherum auch betroffen sind oder die Kühlkapazität gar nicht ausreicht. Das ist natürlich einfacher, wenn man komplett neu plant und da mussten wir bei unseren Räumen etwas kreativer werden. Wir haben dann zum Beispiel angefangen, punktuelle Wärmequellen direkt abzusaugen. Da geht es dann manchmal auch um kleinere Effekte.
Du warst ja vorher als Postdoc im Labor und hast dort auch publiziert. War es jetzt anders für dich, diese Publikation zu schreiben?
Ich fand es viel schwieriger. Es gab kaum Publikationen in dieser Richtung und die Fragestellung war weniger definiert. Die Herausforderung war, die technischen Details gut darzustellen und verständlich zu machen. Auch die Suche nach einem Journal war nicht einfach. Wir brauchten ein Journal mit dem richtigen Fokus, also auch die richtige Leserschaft, die von solchen Themen betroffen und interessiert ist. Das Journal Cytometry Part A hat eine Kategorie für Artikel von Core Facilities und das passte super für uns und das Thema.
Wie bist du eigentlich von der reinen Wissenschaft zur Leitung einer Core Facility gekommen und wie hast du dir das nötige Wissen angeeignet?
Ich war Postdoc in der Gruppe von Prof. Nils-Göran Larsson und habe damals schon viele Mikroskope bedient und auch andere eingewiesen. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Als ich dann Leiter der FACS & Imaging Core Facility wurde, habe ich mir Wissen aus vielen verschiedenen Quellen angeeignet: Ich war auf Konferenzen, habe Kurse besucht, zum Beispiel einen Core Facility Management Kurs, und viel lief über Networking und persönlichen Austausch.
Spannend! Wie hat sich das von den Anfängen der Facility bis heute entwickelt?
Ganz entscheidend war, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Es ist sehr wichtig, dass man ein gut funktionierendes Team hat und dass man auch als Leiter der Core Facility gut mit verschiedenen Leuten zusammenarbeiten kann. Man kann fachlich noch so gut sein, wenn man nicht mit den verschiedenen Gruppen wie den Forschenden, der Administration, den Firmen und dem eigenen Team umgehen und kommunizieren kann, hilft einem das nicht weiter. Wir haben uns dann von knapp einer Handvoll Geräten zu jetzt 50 Geräten weiterentwickelt, die wir den Nutzer:innen anbieten können. Das alles ist nur möglich, weil ich so ein tolles Team habe - alle sind wirklich gut, machen einen exzellent Job und sind hoch motiviert.
Hast du ein Lieblingsgerät unter den 50 Geräten in deinem Gerätepark?
Die klassischen Laserscanning-Konfokalmikroskope liegen mir sehr am Herzen, weil ich selbst viel damit gearbeitet habe und auch, weil sie super flexibel sind und sehr viele verschiedene Experimente abdecken können. Was ich auch sehr cool finde und worauf ich stolz bin, ist das hochauflösende Superresolution STED-Mikroskop. Es öffnet ein weiteres Fenster und man kann noch kleinere Strukturen sehen und ich finde es immer wieder faszinierend, was damit möglich ist.
Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?
Wir feiern nächstes Jahr unser zehnjähriges Jubiläum und darauf bin ich sehr stolz. Wir wollen weiterhin den bestmöglichen Service und gutes Training für unsere Nutzer:innen anbieten. Wir wollen einfach die beste Forschung ermöglichen.