Verantwortung und Ethik

Verantwortung und Ethik

Tierversuche stellen Wissenschaftler:innen vor ein ethisches Dilemma: auf der einen Seite versuchen sie neues Wissen zu schaffen, Krankheiten zu behandeln und menschliches Leid zu lindern, und auf der anderen Seite wollen sie das Leben der Tiere schützen. Für diesen Konflikt gibt es keine befriedigende Lösung, so lange Untersuchungen an Tieren oft die einzige Möglichkeit darstellen, Erkenntnisse über die Vorgänge in der Natur zu gewinnen.

Wann immer möglich werden bei uns tierversuchsfreie Methoden wie Zellkulturen, Computermodellen und Studien an menschlichen Freiwilligen eingesetzt. Dabei wird stets die Technik gewählt, die am besten dazu geeignet ist, die jeweilige wissenschaftliche Fragestellung zu beantworten. Nur wenn es tatsächlich keine Alternative zu einem Einsatz von Tieren gibt, greifen wir auf Experimente mit lebenden Tieren zurück.

Tierschutz

Der Schutz der Versuchstiere ist uns ein besonderes Anliegen. Das Wohlbefinden der Tiere, bestmögliche Haltungsbedingungen und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Tieren sind für uns eine ethische Verpflichtung. Das Wohlbefinden der Tiere liegt auch im Interesse der Wissenschaftler:innen, denn es ist eine wesentliche Voraussetzung für zuverlässige und reproduzierbare wissenschaftliche Ergebnisse. Jeder Versuch wird sorgfältig geplant und mögliche Alternativen werden geprüft. Auch bei der Pflege und Haltung der Versuchstiere werden große Anstrengungen unternommen. Die Tiere werden von erfahrenen Tierärzt:innen und qualifizierten Tierpfleger:innen betreut.

Unsere Forschenden sind darauf bedacht, die Anzahl der Tierversuche wie auch die Belastung der Tiere in den einzelnen Versuchen so gering wie möglich zu halten. Bei der Planung und Durchführung der Versuche wenden sie das so genannte 3R-Prinzip an. 3R steht für „reduce, refine, replace“ - im Deutschen könnte man sinngemäß sagen „vermindern, verbessern, vermeiden“: Die Zahl der Tiere pro Versuch wird auf das unbedingt erforderliche Minimum reduziert (reduction); die Durchführung der Versuche und die Haltung der Tiere werden so optimiert, dass die Belastung der Tiere so gering wie möglich ist (refinement), Tierversuche werden durch Alternativmethoden (zum Beispiel Zellkulturen, Computermodelle, bildgebende Verfahren) ersetzt, wann immer dies möglich ist (replacement).

Darüber hinaus verpflichtet sich die Max-Planck-Gesellschaft in ihrer Grundsatzerklärung von 2016 zu einem "R" für „Responsibility“ oder Verantwortung. Sie will ihr Wissen in den Lebens- und Geisteswissenschaften dafür einsetzen, den Tierschutz in ihren Instituten zu fördern. 

Zur Erfüllung des vierten R verpflichtet sich die Max-Planck-Gesellschaft unter anderem:

  • das Sozialleben von Versuchstieren zu verbessern
  • die wissenschaftliche Grundlage für eine objektive Ermittlung von Empfindungsfähigkeit, Schmerzerfahrung, Bewusstsein und Intelligenz in der Tierwelt weiterzuentwickeln
  • die Professionalisierung des öffentlichen Diskurses über Fragen der Tierethik aktiv zu unterstützen.
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