Tierhaltung

Tierhaltung

Der größte Teil der Tiere, die in unseren Versuchen verwendet werden, wird im Institut selbst gezüchtet. Der Rest stammt aus anderen Forschungseinrichtungen oder von spezialisierten Züchtern, die von den zuständigen Behörden überwacht werden. Die Unterbringung der Tiere in unseren Tieranlagen erfolgt nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Versuchstierkunde. Bestens ausgebildete und erfahrene Tierpfleger:innen sorgen gemeinsam mit Tierärzt:innen und den Forschenden dafür, dass die Tiere unter tierschutzgerechten und artgerechten Bedingungen gehalten werden. Um unsere hohen Standards in der Tierhaltung zu halten, bilden wir unsere Tierpfleger:innen selber aus. Die Unterbringung der Tiere orientiert sich an ihren artspezifischen Bedürfnissen. So werden beispielsweise Mäuse in Familien- oder Geschwistergruppen gehalten, sofern keine medizinischen oder experimentellen Gründe dagegen sprechen. Die Käfige bieten Rückzugs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Außerdem achten wir besonders auf Hygiene, damit die Tiere gesund bleiben.

Eine sorgfältige Tierhaltung dient letztlich den Interessen der Wissenschaft: Nur mit gesunden Tieren, die unter stressfreien und artgerechten Bedingungen gehalten werden, lassen sich aussagekräftige wissenschaftliche Ergebnisse erzielen.

Maushaltung

Die Mäuse in unserer Anlage leben in Gruppen. Die Jungtiere werden nach der Entwöhnung von ihren Müttern getrennt und in gleichgeschlechtlichen Gruppen gehalten. Nur ausgewachsene Männchen, die sich mit einem Weibchen gepaart haben, müssen oft isoliert werden, da sie dann so dominant werden, dass sie nicht mehr in einer Gruppe gehalten werden können.

Die Mäuse werden in durchsichtigen Plastikkäfigen mit einer Fläche von mindestens 370 Quadratzentimetern gehalten. In jedem Käfig leben drei bis sechs Mäuse, je nach Gewicht der Tiere. Die Käfige haben eine Höhe von 14 Zentimetern und sind mit einem Gitter abgedeckt, das von den Tieren zum Klettern genutzt wird. Die Käfige sind mit einer Futterstelle und einer Wasserflasche ausgestattet.

Jeder Käfig ist mit Holzspänen oder Sägespänen eingestreut. Kleine Verstecke aus rotem, durchsichtigem Kunststoff - so genannte Mäusehäuser - dienen als Rückzugsorte. Papierstreifen, Holzwolle oder Hanf bieten Nestbau- und Beschäftigungsmaterial. Ein standardisiertes Alleinfutter in Pelletform, das alle notwendigen Nährstoffe liefert, und Wasser sind frei verfügbar.

Haltung und Zucht des türkisfarbenen Killifischs

Der türkisfarbene Killifisch ist die am kürzesten lebende Wirbeltierart, die in Gefangenschaft gehalten werden kann. Die Fische werden in 2,8-Liter-Behältern mit einer definierten Salzkonzentration, einem definierten pH-Wert des Wassers und einer konstanten Temperatur von 28 °C gehalten. Die Aufzucht erfolgt in einem Hell-Dunkel-Zyklus von 12 Stunden. Ein ständiger Wasserwechsel, der durch eine zentrale Wasserfilteranlage aufrechterhalten wird, begrenzt die Menge an Keimen, die in die Becken gelangen. Die Fische werden zweimal täglich mit lebenden roten Mückenlarven (Blutwürmern) und Salinenkrebsen gefüttert.

Die Zucht des Türkisen Killifisches ahmt die natürlichen Lebensbedingungen dieses Fisches in der Natur nach. In Afrika leben diese Fische in Teichen, die nur während der Regenzeit für einige Monate Wasser führen. Wenn die Teiche austrocknen, überleben die Embryonen in einem Schwebezustand, der Diapause. Im Labor werden die Embryonen nach der Entnahme eine Woche lang in einer Lösung namens Methylenblau aufbewahrt, die das Wachstum von Pilzen hemmt. Anschließend verbringen sie 3 bis 4 Wochen in einem Inkubator bei 28 °C auf trockenem Substrat. Die geschlüpften Fische werden zunächst in kleinen Becken von 0,8 l Volumen gehalten und nur mit Salinenkrebsen gefüttert, bis sie nach einer Woche in größere Becken umgesetzt werden.

Fruchtfliegen- Haltung

Die Fruchtfliegen leben unter genau kontrollierten Bedingungen in den Klimakammern unserer Zuchtanlagen. Für ein optimales Wachstum benötigen sie eine Temperatur von 25 Grad, eine Luftfeuchtigkeit von 65 Prozent und einen Tag-Nacht-Zyklus von zwölf Stunden. Die Fliegen werden in kleinen Plastik- oder Glasbehältern gehalten, die mit einem gasdurchlässigen Spund aus Schaumstoff oder Watte verschlossen sind.

Der Boden des Behälters ist mit Fliegenfutter bedeckt. Obwohl sie als "Fruchtfliegen" bezeichnet werden, ernähren sich Drosophila nicht von pflanzlichen Bestandteilen, sondern von Hefezellen, die auf Früchten leben. Deshalb erhalten die Fliegen standardisierte Mischungen aus Hefe und Zucker.

Unsere Forscher untersuchen die Insekten in speziell eingerichteten Fliegenlabors. Für die Analyse werden sie mit Kohlendioxid betäubt und unter dem Mikroskop nach Geschlecht oder äußeren Merkmalen sortiert. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Tests, mit denen die Wissenschaftler die Fitness und das Verhalten der Insekten beobachten können.

Ein Beispiel ist der so genannte Klettertest, der sich zunutze macht, dass Fliegen normalerweise nach oben laufen. Bei diesem Test werden die Fliegen auf den Boden des Gefäßes gebracht. Die Wissenschaftler:innen messen dann, wie schnell sie wieder nach oben klettern. Da die Klettergeschwindigkeit mit zunehmendem Alter oder bei Demenz abnimmt, kann so die Wirkung eines Medikaments oder eines Nahrungsbestandteils beobachtet werden.

Fadenwurm Caenorhabditis elegans - Haltung und Zucht

Der Nematode Caenorhabditis elegans (C. elegans) gehört zur Familie der Fadenwürmer und lebt hauptsächlich im Boden. Er ernährt sich von Bodenbakterien und ist nur etwa einen Millimeter groß.

Im Labor züchten ihn die Forscher auf einer mit E. coli-Bakterien besiedelten Agarplatte bei einer konstanten Temperatur von 20 °C. Die Würmer sind Zwitter, das heißt, sie können sich selbst befruchten. Sie legen im Laufe ihres nur zwei bis drei Wochen dauernden Lebens bis zu 300 Eier. Aus dem befruchteten Ei entwickeln sich innerhalb eines halben Tages Larven, die nach weiteren 40 Stunden ausgewachsen sind. Da Eier und Larven durchsichtig sind, kann man unter dem Mikroskop jede einzelne Zelle und ihre Teilung live beobachten. Die Tiere sind wahre Überlebenskünstler und können bei -80°C jahrzehntelang gelagert und nach dem Auftauen wieder zum Leben erweckt werden.

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