Wenn Corona zur Covergestaltung führt
Ein Interview mit Bruna Di Giacomo von Kai Fiedler
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, woher wissenschaftliche Zeitschriften ihre Titelbilder bekommen? Manche Titelbilder stammen aus der Feder von Doktoranden, die nach einem Weg suchen, ihre Kreativität zu entfalten; vielleicht sogar noch mehr während der durch die Corona-Pandemie verursachten Arbeitssituation - wie das folgende Beispiel zeigt.

Bruna Di Giacomo befindet sich im zweiten Jahr ihrer Promotion im Labor von Linda Partridge am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. In ihrer Doktorarbeit möchte sie die Rolle des Transkriptionsfaktors FOXO bei der Alterung und dem Stoffwechsel der Fruchtfliege Drosophila melanogaster beschreiben. Als ihre Kollegin Carina Weigelt eine Studie über den Einfluss der zirkulären RNA circSfl auf die Lebensspanne in der Fachzeitschrift Molecular Cell veröffentlichte, fragte sie Bruna, ein mögliches Motiv für das Titelblatt der Zeitschrift zu entwerfen.
"Ich habe mich schon immer für Kunst und Handarbeit interessiert. Vor Beginn meiner Doktorarbeit waren Modellieren und Gestalten umfangreiche Hobbys von mir. Während der Corona-Maßnahmen entdeckte ich die Kunst als eine Möglichkeit wieder, die Langeweile zu bekämpfen und mich auszudrücken, indem ich gleichzeitig etwas Sinnvolles tun konnte. Ich habe Wasserfarben zum Malen von Bildern und Gemälden benutzt, die ich auf meiner Instagram-Seite hochgeladen habe. Carina hat meine Bilder gesehen und mich gefragt, ob ich ein Titelbild malen möchte, das ihre Publikation in Molecular Cell repräsentiert".

Eine Woche lang diskutierten Bruna und Carina über verschiedene Ideen, Strukturen und mögliche Farben. Das Wichtigste für beide war, eine einfache Idee zu verfolgen, um die wissenschaftliche Botschaft zu vermitteln.
"Wir haben uns für mehrere Kreise entschieden, die zirkuläre RNAs repräsentieren. Der größte Kreis im Vordergrund steht für circSfl, die zirkuläre RNA, um die es in der Studie geht. Um den Einfluss auf Lebensdauer und Alterung zu symbolisieren, ist der Kreis als Uhr gestaltet, aber anstelle der Ziffern sind die Buchstaben der RNA-Sequenz von circSfl auf dem Zifferblatt." Zur Darstellung des Modellorganismus, in dem circSfl untersucht wurde, wurde dem Kunstwerk zusätzlich eine auf dem Rand der Uhr liegende Fliege hinzugefügt.
Wenn man die endgültige Version an die Zeitschrift schickt, weiß man nie, ob das Bild für das Cover ausgesucht wird, oder ob die ganze Mühe umsonst war. Umso größer war die Freude, als das Bild ausgewählt wurde.

"Es hat so viel Spaß gemacht, dieses Projekt während der Corona-Zeit zu machen, und ich war noch aufgeregter, als mein Kunstwerk für die Titelseite ausgewählt wurde.
Carina hat mir die Nachricht am Telefon mitgeteilt, als ich meine Familie in Italien besucht habe. Besonders gefreut habe ich mich über die netten Reaktionen meiner Kollegen und meiner Chefin Linda."
Für Bruna war dies die erste Veröffentlichung eines ihrer Kunstwerke, aber höchstwahrscheinlich nicht die letzte: "Bei der Doktorarbeit geht es hauptsächlich um Wissenschaft. Aber es ist auch wichtig, darüber nachzudenken, wie man seine Botschaft dem wissenschaftlichen Publikum oder sogar der breiten Öffentlichkeit vermitteln kann. Die Verbindung von Wissenschaft und Kunst ist eine wunderbare und schöne Art und Weise, Wissenschaft zu kommunizieren. Ich könnte mir jetzt sogar vorstellen, als Wissenschaftsillustratorin zu arbeiten, weil es mir so viel Spaß gemacht hat, dieses Titelbild zu gestalten".