Im Kern des MPIs: Unsere Core Facilities

21. Januar 2022

Core Facilities, zu Deutsch „Zentrale Serviceeinheiten“, sind eben genau das, der „Core“, Kern, vieler Forschungseinrichtungen. Auch wir an unserem Institut haben das Glück von sogar acht Core Facilities profitieren zu dürfen: Bioinformatik, Vergleichende Biologie, CRISPR Screening, FACS & Mikroskopie, Metabolomik, Phänotypisierung, Proteomik und Transgenese erleichtern uns tagtäglich das Leben. Sie stellen hochmodernes Gerät und hochspezialisierte Expertise zur Verfügung und entlasten damit Gruppen und Wissenschaftler:innen. Bettina Bertalan und Steffen Lawo leiten zwei der zentralen Serviceeinheiten und berichten hier von ihren Erfahrungen.

Bettina, was ist deine Position am Institut?

Bettina: Ich bin die Leiterin der Maushaltung Comparative Biology. Ich bin auch die Tierärztin am Institut und arbeite eng mit unserer Tierschutzbeauftragten zusammen. Ich bin außerdem fast ein Gründungsmitglied. Ich habe schon vor der Gründung des MPIs den Aufbau mitbegleiten dürfen, da ich seit 2009 hier bin, also schon 12 Jahre. Ich kenne also das Institut bevor es die erste Maus gab.

Wie viele Mitarbeitende und Mäuse gibt es derzeit in der Comparative Biology?

Bettina: Bei uns im Institut haben wir natürlich nicht immer dieselbe Anzahl an Mäusen. Wenn Forschungsgruppen weggehen, haben wir auch weniger Mäuse zu versorgen. Daher haben wir zurzeit eher zu viel Personal als zu wenig. Dafür bin ich aber auch sehr dankbar, weil wir dadurch sehr gut auch in Zeiten einer Pandemie unsere normale Arbeit schaffen können und unsere Tiere optimal betreut werden.

In der Comparative Biology werden auch Tierpfleger:innen ausgebildet. Werden viele der selbst Ausgebildeten übernommen?

Bettina: Wir haben sehr viele übernommen. Weil es immer schon sehr schwierig war, gutes Personal zu bekommen, haben wir 2010 gesagt, wir bilden aus. Es war Sicherung des eigenen Personalstandes, wir können die Azubis direkt ab Tag eins nach der Ausbildung als vollwertige Tierpfleger:innen einstellen ohne dass wir die Leute weiter anlernen müssen. Wir sind dadurch sehr gut vernetzt, weil die ausbildenden Tierhaltungen untereinander viel sprechen. Dadurch habe ich schon viele Initiativbewerbungen bekommen.

Inwiefern bist du persönlich in die Ausbildung involviert?

Bettina: Das ist Aufgabe der Tierpfleger:innen. Ich bilde selbst nur Spezialgebiete aus. Das ist auch eine Art Mitarbeiterentwicklung. Die Ausbilder:innen können sich persönlich weiterentwickeln und bleiben so am Puls der Zeit was Techniken und Neuentwicklungen angeht. Es ist ein Gewinn für alle.

Steffen, kannst du deine Position am Institut beschreiben?

Steffen: Ich habe die Leitung der CRISPR Screening Core Facility und habe im September 2020 begonnen. Die Core Facility ist so angelegt, dass die Forschenden CRISPR Reagenzien, wie z.B. screening libraries und detaillierte Screen Protokolle von mir bekommen und ansonsten den größten, zeitintensivsten Part des Screenings selbst durchführen. Zum einen kennen sie ihre Systeme, die Zellen, am besten und wissen wie sie damit umgehen und zum anderen ist es für mich in der Core Facility nicht möglich, den gesamten Screenprozess selbst durchzuführen. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die Arbeit der Facility keine „Black Box“ darstellt, bei der am Ende nur Daten herauskommen, sondern alle Vorgänge und Resultate können hoffentlich gut von den Wissenschaftler:innen nachvollzogen werden. Dabei erhalten sie von mir so viel Hilfestellung wie nötig.

Du warst zuvor in der Industrie beschäftigt. Wie war das Arbeiten da?

Steffen: Ich war nach meinem PhD in einer CRO (Contract Research Organization) also einem Biotech Dienstleistungsunternehmen in Cambridge, UK und habe da zuletzt als Teamleiter einer Functional Genomics Screening Gruppe gearbeitet. Diese Rolle hat mich sehr auf die Leitung der Core Facility vorbereitet, weil die ganzen technischen Aspekte, die ich jetzt anwende, schon damals gang und gäbe waren. Ich habe die CRISPR Screening Plattform in der Firma auch mitetabliert, selbst als Senior Scientist viele Screens gemacht und habe Neuanwendungen mitentwickelt. Als Teamleiter habe ich fünf Wissenschaftler:innen betreut. Da kam dann Organisatorisches wie Projektmanagement, Kundenbetreuung und Teamleitung hinzu.

Inwiefern war die Arbeitsweise eine andere als hier am MPI?

Steffen: In einer CRO war der gesamte Screening Prozess in unserer Hand- von Anfang bis Ende. Da hat man dann wirklich nur Datenpakete an den Kunden geliefert. Das kommerzielle Setting hilft den Fokus zu richten, Deadline und Budgets sind strikt einzuhalten. Man muss versuchen wissenschaftlich möglichst qualitativ hochwertig und gleichzeitig wirtschaftlich profitabel zu arbeiten.

Wie empfindest du den Vergleich zwischen der Arbeit in einem Biotech-Unternehmen und einer Core Facility?

Steffen: Den größeren Unterschied habe ich bereits beim Wechsel vom PhD in der akademischen Forschung zum Biotech Unternehmen erfahren. Das war eine steile Lernkurve. Jetzt habe ich verinnerlicht, dass man nach Deadlines und nach Budgets arbeitet. Ich finde es aber auch sehr schön im akademischen Kontext wieder offener zu arbeiten und sich durch die Wissenschaft leiten zu lassen.

Bettina, welchen Service bietet ihr?

Bettina: Wir machen so viel wie es geht für die Wissenschaftler:innen. Damit haben wir die Arbeit der Tierpflegenden aufgewertet. Aus Sicht des Tierschutzes ist das das beste Konzept. Wenn man sich anschaut, wie sich Tierhaltungen in den letzten 20 Jahren entwickelt haben, ist es immer weg von der kleinen nutzergeführten Haltung hin zur zentral geführten Haltung gegangen. Es ist effizienter und auch vom Tierschutz her deutlich besser. Wir würden uns allerdings freuen, wenn wir häufiger in Danksagungen bei Publikationen oder Vorträgen erwähnt würden. Manchmal wird nicht genug gesehen, wie viel Arbeit und auch Know-how bei uns dahintersteckt.

Steffen, was war bisher die größte Herausforderung beim Aufbau der CRISPR Facility?

Steffen: In Pandemiezeiten ein Labor aufzubauen ist mit Schwierigkeiten verbunden, was sich klar an den Lieferzeiten und Verfügbarkeit von Materialien und Equipment zeigt. Die Kommunikation mit den Kolleg:innen ist durch die Situation schwieriger. Die Spontanität, die es häufig braucht, um ins Gespräch zu kommen und Ideen auszutauschen, die fehlt ein bisschen. Ich bin in der glücklichen Situation, dass es, bevor ich hierher kam mehrere Gruppen gab, die praktisch gewusst haben, was sie tun möchten. Hier am Institut bekommt man alle Unterstützung, die man da braucht. Es ist herausfordernd, aber positiv.

Was sind deine Ziele für die Facility?

Steffen: Die mittel- bis langfristigen Ziele sind zu gucken, dass die Nachfrage nach Screenings bestehen bleibt. Was Kooperationen angeht, würde ich mir natürlich wünschen, dass die Anwendungen für Screening dem Institut angepasst und erweitert werden können wie z.B. Screening in vivo wie Mäuse oder Würmer oder auch komplexere Zellsysteme wie 3D Zellkultur oder Organoid Screens. Da würde ich mich sehr gerne von den Interessen im Haus leiten lassen.

Was kannst du von den anderen Facilities lernen?

Steffen: Ich lerne viel darüber wie man am Institut arbeitet, über die Budgetplanung, aber auch die Kollaborationen mit den anderen Core Facilities. Wir haben regelmäßige Meetings, da hört man von Entwicklungen, Sorgen und Nöten, aber auch den guten Dingen.

Bettina, welchen Rat würdest du Steffen als erfahrene Leiterin einer Core Facility geben?

Bettina: Ich kann eher etwas von Steffen lernen. Mit dem Umzug in dieses Gebäude gab es viele Regeln, die es vorher nicht gab. Ich komme aus der „Wildwestzeit“. Deshalb gucke ich eher nach Facilities, die aus dem professionellen Bereich kommen wie z.B. in Steffens Fall aus dem Firmenbereich, weil er da nochmal ein ganzes anderes Know-how mitbringt. Der Rat ist „Morgen ist immer alles anders. Bleibt flexibel.“

Ein Beitrag von Britta Thewes

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht