Im Herzen des Instituts: in der Spülküche mit Petra Rifert
Petra Rifert erzählt über ihre Arbeit in der zentralen Spülküche unseres Instituts.
Petra Rifert arbeitet in der zentralen Spülküche des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns. Zusammen mit ihren Kolleginnen Angelika Lütjen und Iris Marx sorgt sie für saubere Flaschen, Gefäße und Reagenzgläser und autoklaviert Medien und Puffer für die Wissenschaftler*innen des Instituts. Die Versorgung der Labore mit sauberen Glaswaren und Puffern ist eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Forschung am Institut.
Eine zentrale Spülküche wie bei uns am Institut ist wirklich ein ziemlicher Luxus. Schmutzige Flaschen und Gläser, aber auch biologische Abfälle und Puffer, werden aus den Laboren abgeholt und befinden sich am nächsten Tag wieder sauber in den Regalen- auch die autoklavierten Puffer stehen dann bereit. Was aber passiert hinter den Kulissen? Petra, wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Wir fangen morgens um 5:45 Uhr mit unserer Arbeit im Institut an. Angelika und ich haben eine Fahrgemeinschaft. Ich hole sie morgens immer ab und wir fahren gemeinsam zur Arbeit. Im Institut gehe ich als erstes zu meinem Büroplatz. Total cool! Dann gucken wir nach neuen E-Mails, besprechen, was an dem Tag anliegt und ob es irgendwelche Besonderheiten gibt. Ich nehme den Müll schon mal zum Autoklavieren mit runter und mache den Autoklaven an. Als nächstes räume ich die Körbe mit Flaschen und anderen Glaswaren aus, die Flaschen müssen ja auch alle zugedreht werden. Dann werden die Flaschen auf die Wagen sortiert. Wir haben einen Wagen für die erste Etage und einen für die zweite. Als nächstes sammele ich das schmutzige Geschirr ein und räume es in die Spülmaschine, damit die auch schon mal läuft. Das saubere Geschirr bringe ich währenddessen hoch in die Labore und bis dahin sind dann auch die Spülmaschine und die Autoklaven mit dem Müll fertig. Das ist so ein bisschen Hopping. Die Spülmaschine räume ich dann aus und packe das Geschirr weg. Zwischendurch werden dann noch die Flüssigkeiten autoklaviert.
Das hört sich nach einer Menge Arbeit und einem strammen Morgenprogramm an. Was sind denn die erwähnten Besonderheiten, die an manchen Tagen anfallen?
Das sind verschiedene Sachen, zum Beispiel wenn Geräte außer Betrieb sind. Am Donnerstag kommt jemand für die Reparatur der Spülmaschine. Dann muss ich ein bisschen anders arbeiten, damit die Maschine bis 8 Uhr frei ist. Letzte Woche war ein Autoklav für den Müll kaputt, dann entsteht sehr schnell ein Müllstau. Das ist auch immer ärgerlich. Manchmal haben wir auch besondere Sachen, die gespült werden müssen. Das sind zum Beispiel die Futterboxen aus dem Tierhaus oder die Fischtanks. Für beides haben wir sogar ein extra Spülprogramm entwickelt. Das war unsere Pionierarbeit! Das ist echt cool und da sind wir auch so ein bisschen stolz drauf, dass wir das so aufgebaut haben. Es war ja keiner da, der wusste, wie man das macht.
Wie lange bist du denn schon am MPI für Biologie des Alterns?
Ich bin seit 2014 hier am Institut. Reingekommen bin ich durch Angelika, wir sind durch unsere Kinder schon seit 25 Jahren befreundet. Angelika hat vorher als Reinigungskraft im MPI für Stoffwechselforschung gearbeitet und landete dann dort in der Spülküche. Danach wurde sie am MPI für Biologie des Alterns für die zentrale Spülküche eingestellt. 2014 wurde am MPI für Biologie des Alterns eigentlich eine Reinigungskraft gesucht, aber ich bin dann irgendwie in die Spülküche gerutscht. Zu der Zeit war alles noch ganz neu und im Aufbau. Es gab auch niemanden, der Erfahrung mit einer zentralen Spülküche hatte. Wir haben über die Jahre viel ausprobiert, was am günstigsten ist und wie wir am effektivsten arbeiten können.
Zum Beispiel wurde damals das gesamte Geschirr nur in große Wannen gestellt. Wir haben dann angefangen, jeder Arbeitsgruppe eine bestimmte Farbe zuzuordnen, um das Geschirr auseinander halten zu können. Und jede Gruppe bekam ihre eigenen Körbe. Insgesamt haben wir 14 verschiedene Abteilungen und Forschungsgruppen und jede Gruppe hat ihren eigenen Korb. Zusätzlich sind eben alle Glaswaren mit den entsprechenden Farben markiert. Das ist vor allem für neue Aushilfen eine große Hilfe am Anfang. Die Spülküche ist leider auch etwas zu klein. Das passt nicht alles so, wie wir das gerne hätten. Wir können zum Beispiel nur 12 Körbe in die Trockenschränke tun, dann ist Ende. Aber es klappt eigentlich ganz gut. Die Körbe werden morgens reingestellt und über den Tag autoklaviert.
Ihr habt euch also über die Jahre zu Expertinnen auf eurem Gebiet entwickelt. Macht ihr nach so langer Zeit immer noch das meiste selbst?
Seit diesem Jahr ist Gabriella Lundkvist unsere Vorgesetzte. Wobei Vorgesetzte kann man nicht sagen, sie ist im Grunde unsere Ansprechpartnerin, die sich um unsere Anliegen kümmert. Und das macht sie auch ganz gut. Da geht es vor allem, darum, Firmen anzurufen, wenn Geräte kaputt sind. Angelika und ich machen aber auch viel selber. Wir haben Schraubendreher und Inbusschlüssel in der Spülküche. In den Autoklaven lockert sich manchmal ein Gummiring oder irgendwo ist ein Schräubchen locker. Für solche Kleinigkeiten rufen wir keine Firma. So etwas macht man schnell selber. Angelika ist bereits im zehnten Jahr hier am Institut, ich mittlerweile im sechsten. Wir Alten haben da schon einige Erfahrungen gesammelt.
Im Zentrum unseres Instituts steht hauptsächlich die Forschung. Damit die Forschung aber überhaupt laufen kann, ist eure Arbeit – ähnlich wie die Arbeit der Reinigungsfachkräfte, der Pförtner oder der Verwaltung – extrem wichtig. Meistens läuft eure Arbeit jedoch im Hintergrund ab. Wie sieht es da mit der Wertschätzung aus?
Unsere Arbeit ist sehr wichtig. Wenn wir nicht ordentlich arbeiten, können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch nicht ordentlich arbeiten. Die Wertschätzung ist hier schon toll, sag ich mal. Vor allem die älteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die schon woanders gearbeitet haben, wissen, was wir ihnen für Zeit abnehmen. So manche Neue sind halt noch so ein bisschen… aber irgendwann brauchen die uns auch und dann wissen die auf einmal unsere Namen und wo wir zu finden sind. Wir bekommen schon auch von einigen Leuten Feedback, die sich bei uns bedanken. Also da kommt definitiv was zurück, schon einiges an Wertschätzung. Ich war früher im Einzelhandel tätig. Ich bin gelernte Lebensmittelverkäuferin, also Wurst, Käse, Fleisch, alles Mögliche. Ich habe auch schon viele Reinigungsfirmen hinter mir. Mit Angelika zusammen habe ich sechs Jahre lang im Altenheim geputzt, dann waren wir mal ein Jahr bei der Post angestellt… Die Wertschätzung, die du hier am Institut bekommst, und wie hier mit einem umgegangen wird, das ist woanders nicht so. Bei den meisten Reinigungsfirmen bist du eigentlich nur eine Nummer. Das ist echt traurig. Da kommt kein Chef zu dir und fragt morgens: „Wie geht es dir?“ Als das hier passiert ist, dachte ich nur: „Cool! Du wirst hier wirklich gefragt, wie es dir geht und ob es dir gefällt!“ Ich muss schon sagen, das Zwischenmenschliche ist toll hier!
Gibt es also keine Scheu vor Vorgesetzten oder den Direktorinnen und Direktoren des Instituts?
Nein, definitiv nicht. Nils-Göran Larsson, zum Beispiel, ist so ein toller Mensch. Einmal haben Angelika und ich Blödsinn gemacht und uns vor Lachen nicht mehr eingekriegt und Nils steht auf einmal hinter uns und lacht mit. Da habe ich jetzt auch keine Scheu, mit ihm zu sprechen. Ähnlich ist es mit meinem Chef, Michael Heinrichs. Klar ist das unser Chef und man tut sich vielleicht ein bisschen schwer. Aber im Grunde genommen ist er auch nur ein Mensch. Wir hatten ja auch schon einige schöne Weihnachtsfeiern am Institut. Da haben Angelika und ich zusammen mit Linda Partridge Schnäpse getrunken und solche Scherze. Aber Nils und Linda sind sowieso dieser Typ Mensch, mit denen kannst du das machen. Ich glaube, das war schon gut, dass die zwei damals mit ihrer direkten und formlosen Art diese Barrieren einfach gesprengt haben. Das ist halt auch die ganze Zeit über beibehalten worden. Ich finde allerdings schade, dass uns neue Mitarbeitende nicht mehr so vorgestellt werden. Früher fand immer ein Welcome Café statt, an dem man neue Leute direkt kennengelernt hat. Das kann wegen der Corona-Maßnahmen gerade nicht stattfinden. Heute gehst du teilweise durch die Abteilungen und weißt gar nicht, darf ich dem jetzt die Tür öffnen oder nicht. Im Moment ist das durch die Corona-Maßnahmen natürlich nochmal besonders doof.
Wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du an deinem Arbeitsplatz oder an deinen Arbeitsbedingungen etwas ändern?
Nein! Für mich persönlich bin ich vollkommen zufrieden und danke auch manchmal dem lieben Gott, dass ich hier arbeiten darf. Das ist nicht selbstverständlich so eine Arbeit zu haben. Wenn man, wie ich, schon andere Arbeiten gemacht hat, ist das schon etwas Tolles, hier in der Gemeinschaft zu arbeiten.
Ein Beitrag von Kai Fiedler.