Warum erkranken wir im Alter an Alzheimer?

„Neurodegenerative Erkrankungen“ ist ein Sammelbegriff für Störungen, bei denen die Nervenzellen im Gehirn degenerieren und absterben. Diese Art von Erkrankung führt zu einem fortschreitenden Verlust körperlicher und kognitiver Fähigkeiten. Beispiele für neurodegenerative Erkrankungen sind die Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Huntington-Krankheit und Multiple Sklerose (MS). Jede dieser Erkrankungen hat ihre eigenen charakteristischen Symptome und Verläufe.

Die häufigste neurodegenerative Erkrankung ist die Alzheimer-Krankheit. Sie ist auch die häufigste Ursache für Demenz, also der fortschreitenden Verschlechterung verschiedener geistiger Fähigkeiten. In Deutschland leben derzeit etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, mit steigender Tendenz (Blotenberg et al., 2023). Die steigende Zahl an Alzheimer-Erkrankten stellt nicht nur eine enorme Belastung für Patienten und deren Angehörigen dar, sondern auch eine politische, soziale und finanzielle Herausforderung. Daher ist es umso wichtiger ist, die Krankheit weiter zu erforschen, um sie in Zukunft wirksamer behandeln zu können. Das Altern ist der Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit – umso älter wir werden, umso höher ist auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören unter anderem Gedächtnisverlust, Orientierungs – und Sprachstörungen, Unruhezustände sowie Verhaltensänderungen.

Charakteristisch für die Alzheimer-Erkrankung ist das langsam fortschreitende Absterben von Nervenzellen und Nervenzellkontakten. Beta-Amyloid- und Tau-Proteine gelten als Verursacher für das Nervenzellsterben (Scheltens et al., 2016). Die Beta-Amyloid-Proteine verkleben miteinander und sammeln sich als sogenannte ‚Plaques‘ zwischen den Nervenzellen an. Im späteren Verlauf der Krankheit verklumpen auch die Tau-Proteine und häufen sich innerhalb der Nervenzelle an. Diese Eiweißablagerungen führen zu einer Entzündungsreaktion der umliegenden Immunzellen, die wiederum das Fortschreiten der Krankheit auf verschiedene Weisen befeuern (Heneka et al., 2015). Mikroglia, die primären Immunzellen des zentralen Nervensystems (ZNS), sind wichtig für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Funktion des Gehirns. Es wird jedoch angenommen, dass Mikroglia auch entscheidende Akteure in der Pathogenese der Alzheimer-Krankheit sind. Wie genau sie am Krankheitsmechanismus beteiligt sind, ist noch nicht geklärt (Hansen et al., 2018).

Wie sich Mikroglia mit zunehmendem Alter verändern, welche Auswirkungen das auf benachbarte Zellen hat, und wie diese Veränderungen möglicherweise zur Entstehung und zum Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen beitragen, wird an unserem Institut von Hannah Scheiblich erforscht. Auch die Abteilung von Anne Schaefer forscht an der Rolle von Immunzellen bei neurodegenerativen Erkrankungen und der Alterung des Gehirns, insbesondere an den epigenetischen Mechanismen der Mikroglia-Anpassung und Mikroglia-vermittelten neuronalen Pathologie.

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Quellenangaben:

Blotenberg, I., Hoffmann, W., & Thyrian, J. R. (2023). Dementia in Germany: Epidemiology and Prevention Potential. Deutsches Arzteblatt international, 120(27-28), 470–476.

Scheltens, P., Blennow, K., Breteler, M. M., de Strooper, B., Frisoni, G. B., Salloway, S., & Van der Flier, W. M. (2016). Alzheimer's disease. Lancet (London, England), 388(10043), 505–517.

Heneka, M. T., Carson, M. J., El Khoury, J., Landreth, G. E., Brosseron, F., Feinstein, D. L., Jacobs, A. H., Wyss-Coray, T., Vitorica, J., Ransohoff, R. M., Herrup, K., Frautschy, S. A., Finsen, B., Brown, G. C., Verkhratsky, A., Yamanaka, K., Koistinaho, J., Latz, E., Halle, A., Petzold, G. C., … Kummer, M. P. (2015). Neuroinflammation in Alzheimer's disease. The Lancet. Neurology, 14(4), 388–405.

Hansen, D. V., Hanson, J. E., & Sheng, M. (2018). Microglia in Alzheimer's disease. The Journal of cell biology, 217(2), 459–472.

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