Was sind „Blue Zones“?

Der Begriff "Blue Zone" wird in der Sozialwissenschaft verwendet, um die Regionen der Welt zu beschreiben, in denen die Menschen länger und gesünder leben als der Durchschnitt. Diese Zonen sind begrenzte und homogene geographische Gebiete, in denen die Bevölkerung denselben Lebensstil und dieselbe Umwelt teilt. Der Begriff „Blue Zone“ wurde ursprünglich geprägt, als die Autoren mit einem blauen Stift auf einer Landkarte Dörfer mit einer langlebigen Bevölkerung markierten. Später wurde der Begriff allgemein auf Bevölkerungen in ähnlichen geografischen Gebieten mit außergewöhnlicher Langlebigkeit angewandt. [Poulain et al. 2004Poulain et al. 2013, Buettner & Skemp 2016, ].

Derzeit werden diese Regionen als „Blue Zones“ betrachtet:

  • Okinawa (Japan)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya Halbinsel (Costa Rica)
  • Ikaria (Griechenland)

Das Grundkonzept der „Blue Zones“ stammt aus der Sozialwissenschaft und insbesondere aus der Demografie, da es auf demografischen Merkmalen zur Identifizierung der jeweiligen Populationen beruht. Bei der Beobachtung des Lebensstils der Bevölkerung in den verschiedenen Blauen Zonen haben Forschende aus anderen Disziplinen jedoch bestimmte kulturelle und soziale Ähnlichkeiten in diesen Bevölkerungsgruppen vorgeschlagen, die als Erklärung für ein langes und gesundes Leben herangezogen werden. Dazu gehören

  • pflanzenbasierte Ernährung
  • moderate Kalorienzufuhr
  • geringer Tabak- und Alkoholkonsum
  • regelmäßige körperliche Bewegung
  • starke soziale Bindungen

Das Konzept der „Blue Zones“ wird von Buettner mit seiner Marketingfirma Blue Zones LLC kommerziell verwertet.

Kritik am „Blue Zones“-Konzept

Das Konzept der „Blue Zones“ wird kritisiert [Amigo 2024]. Es wird bemängelt, dass die Daten zu Lebenserwartung und Gesundheit in diesen Regionen nicht immer zuverlässig oder gut dokumentiert sind. Außerdem wird kritisiert, dass sich die „Blue Zone“-Diät nicht wesentlich von der mediterranen Ernährung unterscheidet und dass kommerzielle Interessen hinter der Berichterstattung über die „Blue Zones“ stehen [Hall, 2021]. Darüber hinaus ist die Lebenserwartung auf der Insel Okinawa inzwischen niedriger als auf dem japanischen Festland. Forschende führen dies auf die zunehmend westliche Ernährung auf der Insel zurück [Gavirolova & Gavrilov, 2012].

Was sagt die biologische Forschung zu den Langlebigkeitsfaktoren der blauen Zonen?

Mehrere Langlebigkeitsfaktoren, die in den Populationen der Blauen Zonen identifiziert wurden, sind in der Grundlagenforschung an Modellorganismen hinsichtlich ihres positiven Einflusses auf die Lebenserwartung relativ gut nachgewiesen worden - und zwar seit langem und unabhängig vom Blue-Zone-Konzept (siehe auch https://www.age.mpg.de/wie-wird-man-gesund-alt).

So spielt z.B. eine ausgewogene Ernährung eine Rolle für die Lebenserwartung, was in vielen Modellorganismen wissenschaftlich belegt ist. So kann eine darmgesunde Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und Prä-/Probiotika das bakterielle Mikrobiom im Darm erhöhen [Heiman & Greenway, 2016]. Eine höhere Diversität des Darmmikrobioms führt in Modellorganismen wie dem Killifisch nachweislich zu einer Verlängerung der Lebensspanne [Smith et al., 2017].

Darmflora beeinflusst das Altern
Mit den Mikroorganismen junger Fische lässt sich die Lebenserwartung älterer Artgenossen verlängern mehr

Auch eine Kalorienreduktion kann unter Forschungsbedingungen in verschiedenen Modellorganismen die Lebensspanne verlängern [Green et al. 2021]. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass solche Maßnahmen nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind - hier spielen viele persönliche Faktoren eine Rolle. In Modellorganismen hängt der positive Effekt z.B. stark von genetischen Faktoren, dem biologischen Geschlecht und der Stärke der Kalorienreduktion ab und kann sich auch ins Negative umkehren [Mitchell et al. 2016].

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Quellenangaben:

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